Danke für deine spannenden Fragen 🙂
Deine Fragen kann ich leider nicht mit meinen eigenen Erfahrungen beantworten, sondern nur mit Erfahrungen von anderen bzw. eher mit eigenen Gedanken dazu. Aber mein erster Reflex dazu war: Alles ist möglich! 🙂
Ich selbst habe keine Kinder, aber ich wohne mit einem jungen Paar mit Kind in einer WG, die selbst Polygam bzw. eher Polyamor leben und wir sind viel im Austausch. Natürlich kommt durch die Elternschaft sehr viel mehr ‘Organisation’ und ‘Funktionalität’ in den Alltag dazu, mehr als ohnehin schon. Gerade da kann ja auch die eigene liebende Beziehung drunter leiden. Wenn dann die fehlende Intimität und Sexualität im Außen mit anderen Partner*Innen gesucht wird, könnte das schon Konfliktpotenzial birgen. Bei Polygamie oder auch Polyamorie im Familienverbund ist die Herausforderung einer symmetrischen Beziehungsführung nochmal mehr gegeben, d.h. dass die Beziehungen auch wirklich gepflegt werden und die Eltern es noch schaffen, ihre Beziehung nicht nur funktional auszuleben und eher aus einem Mangel heraus mit Menschen außerhalb des Familienverbundes treffen. Mit eigenen Kindern verändern sich Beziehungen und Beziehungsdynamiken automatisch und damit auch die Herausforderungen. Aber auch da gilt es: offene Kommunikation, Transparenz und nochmal ein erhöhtes Organisationstalent sind unabdingbar. Für andere ‘Eltern’ Paare birgt die Suche nach Intimität oder Sexualität im Außen vielleicht auch gar kein Konfliktpotenzial, weil man sich vielleicht auch für eine Weile damit abfinden kann, dass die eigene Intimität der Funktionalität weicht, aber dem jeweils anderen Partner die Erfahrungen im Außen nicht absprechen möchte. Eine funktionale Beziehung im Alltag bringt ja eine ganz eigene schöne Tiefe mit sich, die Wertgeschätzt werden kann und nicht in Konkurrenz mit anderen Beziehungen eher sexueller Natur gestellt werden muss. Da sich Beziehungen sowieso im Laufe der Zeit ändern und durch verschiedene Phasen durchgehen, von der aufregenden Anfangsphase über die Verliebtheitsphase bis irgendwann hin zum routinierten Alltag aber mit viel Vertrauen und Tiefgang, ist es sowieso schwierig da vergleiche zu ziehen,
Wie genau das für die Kinder sein mag, kommt ganz auf die Ausführung der Eltern und Partner*Innen an 🙂 Das Kind des polygamen/polyamoren Paares in meiner WG ist bisher auf jeden Fall noch viel zu klein um irgendetwas kommunizieren zu können 🙂 Ob den Kindern gegenüber auch Transparenz gelebt werden will, und wenn ja, ab welchem Alter und wie wird das Beziehungskonstrukt kommuniziert und ausgelebt? Da sind alle Konstellationen vorstellbar. Das ist echt eine spannende Frage aber bisher habe ich mir da noch nicht so viele Gedanken drum gemacht. Wenn es dich interessiert, kann ich die beiden gerne mal Fragen, was ihre Gedanken dazu sind und die hier nochmal mitteilen.
Und zu deiner Frage über die Räumliche Trennung oder das Zusammenleben. Ich kann es mir momentan nicht vorstellen mit mehreren Partnern räumlich zusammenzuwohnen. Voraussetzung dafür müsste ja eine Sympathie aller beteiligter sein und nicht nur das, sondern auch eine Wohnkompatibilität. Ich stelle es mir sehr sehr schwierig vor, das zu finden. Es ist sicherlich möglich, aber wahrscheinlich super selten.
Zweite Herausforderung für mich persönlich ist noch der Wunsch, mich zurückziehen zu können und auch Zeit mit mir alleine verbringen zu können. Die Rückzugsorte im Wohnkontext mit mehreren Partnern stelle ich mir ebenfalls nicht so einfach vor.