Smartphones - speziell Social-Media - sind Problem und Chance zugleich. Smartphones ermöglichen uns den Zugang zu nahezu allem und haben sämtliche Werkzeuge in sich verstaut, was früher einzeln erworben werden musste: Kamera, Taschenlampe, Diktiergerät, Routenplaner, Fahrkartenbuchung, Internetzugang, Geburtstagskalender, Videoschnittsoftware, Aufgabenliste, Übersetzer, Notizheft, Musikplayer, Video-/Filmplayer, kostenlose Messenger, Wettervorhersage, Kreditkarte und vieles mehr. Es ist also längst kein Gerät mehr nur zum Telefonieren und SMS schreiben. Gleichzeitig lockt eine glänzende farbenprächtige Oberfläche die Augen an. Es sorgt also dafür, dass Dopamin ausgeschüttet wird durch Farben, Funktionsvielfalt und vor allem Entertainment.
Auf den letzten Punkt kommen wir nun mehr zu sprechen, denn Entertainment wird durch die Video-/Filmplayer und durch Social Media wie YouTube, Instagram, Tik-Tok maßgeblich bedient. Doch bevor wir uns beschweren, denken wir noch einmal zurück an den Anfangssatz: “…Problem und Chance zugleich.” Diese neuen Medien befördern das Gute ungemein, aber eben auch das Schlechte. Und die im Hintergrund ablaufende Filterfunktion, die uns süchtig macht, sorgt dafür, dass wir immer das sehen, was wir sehen und hören wollen. Unsere Meinung wird also hauptsächlich verstärkt. Auf der anderen Seite ist das ein natürlich menschliches Phänomen sich Gleichgesinnte zu suchen, anstatt sich ständig mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Denken wir nur an unsere heißgeliebte Komfortzone, in der sich der Mensch gerne aufhält.
Wer nun daraus ausbrechen möchte, braucht mindestens einen Grund.
Warum? Weil es mich krank macht.
Inwiefern? Weil ich meine sozialen Kontakte vernachlässige. Weil ich fühle meine Zeit zu verschwenden und es hinterher immer bereue. Weil ich Kopfschmerzen bekomme.
Noch eine Ebene tiefer…: Weil ich mich dadurch einsam fühle. Weil ich Angstzustände vor der Welt bekomme. Weil ich eigentlich nur Problemen / meinem Leben entfliehen möchte.
Noch eine Ebene tiefer… Was steckt dahinter? Weil ich gerne so wäre, wie andere. Weil ich Inspiration suche für mein Leben. Weil ich mit mir selbst nicht zufrieden bin.
Aber warum machst du das? Weil ich geliebt werden möchte.
Kannst du dir das nicht auch anders geben?
Vielleicht ist dein Ebenen-Verlauf anders als oben dargestellt, aber letztlich geht es darum zu erkennen, warum du in die Sucht verfällst. Denn Social Media läuft weiter, auch wenn du es nicht anschaust. Aber es gibt einen Grund, einen tiefen Grund, eine Sehnsucht, die in Dir steckt und dich dazu verleitet, dem Leben zu entfliehen und darin abzutauchen. Warum machst Du es?
Kommen wir zu dem Punkt, was passiert, wenn du tatsächlich das Smartphone bewusst beiseite legst. Was passiert da mit dir? Bei mir kommt zuweilen Leere oder Sinnlosigkeit, Langeweile, manchmal auch Traurigkeit, Frustration auf. Perfekt. Wenn du das spürst, machst du alles richtig. Denn von Null auf Hundert kommst du an deine Gefühle ran. Natürlich auf zunächst überfordernde Weise, weil du es gewohnt bist, Dinge durch die Sucht zu verdrängen. Wahrscheinlich weißt du einfach nur noch nicht damit umzugehen. Und darüber sprechen wir jetzt.
Setze dich einmal bewusst hin, das Smartphone liegt beiseite - gerne ausgeschaltet. Du bist ungestört oder auch in einer vollen Bahn. Was passiert mit dir, wenn du nichts machst? Beobachte, was in dir vorgeht. Wohin möchte dich dein Geist lenken - sollst du wieder etwas tun? Beobachte ihn nur. Und auch wie dein Körper auf deinen Geist reagiert. Vielleicht ist er angepannt.
Du könntest ein Retreat dafür buchen. Oder du kannst dir jeden Tag dein Retreat selbst kreieren. Du bist nicht dein Job, deine Partnerschaft, deine Familie, dein Konsum, dein Status, deine Firma. Das ist alles nur, was du machst, aufgrund der Ausrichtung oder dem Chaos deines Geistes. Aber Du bist das nicht. Wer bist du dann, wenn du all das wegnimmst - und Ängste hochkommen, Traurigkeit, Wut, Frust. Wer bist du hinter den Erwartungen der Anderen, wer bist du hinter deiner Leistung?
Die Frage deiner wahren Essenz kann schon einmal hochkommen, wenn du so still dasitzt.
Stilles Sitzen ist für Abhängige natürlich besonders schwer. Du kannst natürlich die Stille und Leere auch mit anderen Dingen füllen, die du tun kannst. Aber 1. musst du einen Ersatz finden, der dich ungefähr genauso “glücklich” macht wie Social Media und 2. ist es “nur” ein Ersatz.
Was wäre jedoch der Gewinn, wenn du es schaffst mal nur zu sein und wahrzunehmen, was dich momentan eigentlich ausmacht. Welchen Schmerz fühlst du und wo kommt er her? Welche Freuden empfindest du - und kannst du sie genießen ohne sie besitzen zu wollen? Die Übung: Beobachten ohne zu bewerten. Sich selbst dadurch kennenlernen / näher kommen.
Erlaubst du dir, nur zu Atmen und zu Sein? Aus dem Fenster zu schauen und nichts zu tun?
Und jede (leidenschaftliche oder leidenschaftslose) Aufgabe, die du nach deiner Zeit in Stille angehen wirst, bewusst zu tun und voll bei nur einer Sache zu einer Zeit zu bleiben? Und kannst du akzeptieren, dass Dinge für heute erst einmal unfertig sind, ohne dass es dich frustriert - einfach weil du dir selbst genug bist?
Dein Geist und Körper wird es dir mittelfristig bereits danken, wenn du mehr Zeit mit dir Selbst verbringst und dich mit deinen Themen auseinandersetzt. Denn dein Schmerzkörper - dein inneres Kind - will auch gesehen werden. Und es gehört zu dir und wird dich immer begleiten. Kümmerst du dich darum genauso liebevoll wie um deine eigenen potentiellen Kinder? Du bist wichtig. Und es eindeutig wert, dass du dich um dich kümmerst und nicht immer den Weg der Flucht wählst. So gut deine Taten im Außen auch sein mögen. Deine Seele braucht bewusst Fürsorge - von dir selbst. Hab keine Angst hinzuschauen und den Schmerz auszuhalten. Sobald er gesehen wird, wird er kleiner werden. Wie ein Kind, dass sich endlich gesehen fühlt.
Und dadurch wird der Schatz - deine Seele - dein tiefster Kern - für dich nach und nach erkennbar werden. Und dieses Licht in dir ist heller, als du zuvor gedacht hättest. Das garantiere ich Dir.
Und all das kann nur entstehen, wenn wir uns nicht konstant ablenken lassen. Wenn wir uns von Entertainment mehr distanzieren und üben im Hier und Jetzt in dieser Realität, Zeit zu verbringen. Sich selbst genug zu sein, ist ein sehr hohes Gut.
Du bist es dir wert dein Smartphone öfter wegzulegen oder Apps zu deinstallieren, die dir nicht gut tun. Du wirst sehen, dass wir dadurch nicht etwas verpassen sondern etwas hinzugewinnen. Was wird es bei dir sein?
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